Bachelor- und Master-Ausstellung des Studiengangs Maskenbild – Theater und Film

Tony Schmoll hat sich in ihrem Masterstudium vom Werk des Malers Hieronymus Bosch inspirieren lassen. Eine ganz eigene Interpretation seines Gemäldes "Die sieben Todsünden" zeigt sie im Rahmen ihres Abschlussprojekts anhand von Skulpturen und Fotografien. Diese sind in Zusammenarbeit mit der Fotokünstlerin Sylwia Makris entstanden. Darüber hinaus werden auch die angehenden Bachelor-AbsolventInnen ihre maskenbildnerischen Arbeiten für Oper, Schauspiel und Film präsentieren.

Hochmut und Völlerei, Geiz, Zorn, Neid, Trägheit und Wollust: Tony Schmoll, Masterstudentin im Studiengang Maskenbild – Theater und Film an der Theaterakademie August Everding, lässt in ihrer Masterarbeit die Glaubenssymbolik der Menschen im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit wieder auferstehen. Eine Begegnung mit Bildern von Hieronymus Bosch, dem wohl rätselhaftesten Maler dieser Zeit, in der Pariser Bibliothek Sainte-Genieviève fand sie derart inspirierend, dass sie sein Bild Die sieben Todsünden zur Grundlage ihrer Abschlussarbeit machte. Die Herausforderung, der sie sich damit stellte, war immens. Boschs Bilder sind bevölkert von gespenstischen Figuren und nahezu surrealen Spukszenen, die heute in ihrer religiösen Bedeutung nur noch schwer zu verstehen sind. 

Bei den Sieben Todsünden hat sich Tony Schmoll auf ein formal vergleichsweise schlichtes Werk ohne die für Bosch typischen großen Szenen eingelassen. Dafür gab es ihr die Möglichkeit, vielfältige maskenbildnerische Techniken anzuwenden. Namhafte Künstler wie Valter Casotto, Julian Lozano de la Nuez, Floris Schuller und Tristan Versluis unterstützten sie dabei. Das Fotografieren und die anschließende Behandlung der einzelnen Tafeln mit dem Ziel, diesen den Charakter einer Leinwand zu verleihen, übernahm die Fotokünstlerin Sylwia Makris, mit der Tony Schmoll eng für das Projekt zusammenarbeitete.  

Formal zitiert Tony Schmoll die Symbolik und Bildsprache Boschs. Sie kopiert sie nicht, sondern findet ihre eigene, zeitgemäße künstlerische Ausdrucksweise. „Mein Ziel war keine moderne Interpretation, da ich nicht moralisieren wollte“, betont sie, „sondern eine Umsetzung seines Gemäldes mit maskenbildnerischen Möglichkeiten“. Die Grundform Boschs, ein Kreis oder vermutlich auch runder Tisch, ist aus alten Holzrahmen entstanden. Die Szenen der zwölf Bildtafeln, die um ein großes Auge angeordnet sind, hat sie thematisch von Bosch übernommen – aber wie alles wurden auch diese von Tony neu erschaffen. 

Zeitaufwändig und komplex gestalteten sich die maskenbildnerischen Arbeiten. Da blickt ein Schweinekopf (Völlerei) samt echter Borstenbehaarung aus einem Bild, ein Mönchsportrait mit fein säuberlich ausgearbeiterter Tonsur steht als Sinnbild für Trägheit in Glaubensdingen. Eva macht sich daran, Adam zu verführen. In ihrer Hand ringelt sich eine täuschend echt aussehende Schlange. Die Attribute dieser „Wollust“ –  rote Kirschen, glänzende Lippen, offene Haare – 
habe Bosch laut Zeichenlehre sehr bewusst platziert. Ein Leprakranker ist mit seinen in Lumpen verhüllten Verkümmerungen und seinem Aussatz, der für Neid steht, zu sehen. 

Viele Wochen lang arbeitete die Studentin täglich zehn Stunden an ihrem Werk. Aber die Begeisterung ließ nicht nach, versichert sie. Sie ist auch dankbar für das große Interesse an ihrem „Mammutwerk“, das sie im Studiengang Maskenbild – Theater und Film erfahren hat und die Unterstützung durch die Theaterakademie August Everding. Dadurch waren ihr einige Studienaufenthalte bei den Spezialeffekte-Künstlern Walter Adam Casotto und Martina Sandonà in Padua in Italien möglich. Dort probierte sie für das „Zentrum“, ein 28 Zentimeter großes Auge, verschiedene Techniken und Verfahren aus, um es dreidimensional erscheinen zu lassen. 

Den Schweinekopf schleppte sie aus einer Metzgerei in die Akademie, um dort zunächst eine Negativform anzufertigen und danach aus Silikon einen naturalistischen Tierkopf auszugießen. Eine Schlange für das Bildnis „Verführung“ fand sie beim Münchner Reptilienverein. 

Die runde Form des Bildes legt dem Betrachter nahe, dass es für den Maler bei „Sündhaftigkeit“ keine Rangordnung gibt, Sünder vor dem überirdischen Auge alle gleich sind und alle Sünden gleich unglückselig sind. Und zeitlos bis heute, wie Arbeiten von Alfred Kubin oder die aktuelle Theaterinszenierung nach Kurt Weill und Bertolt Brecht, die Anna-Sophie Mahler momentan im Schauspiel Stuttgart auf die Bühne bringt, zeigen. Tony Schmoll indes kam es in ihrer Masterarbeit primär darauf an, alle verwendeten Theater- und Filmmittel zu vereinen – Licht und Maskenbild, Kostüm, Requisite und Szenenbild und schließlich mittels digitaler Fotografie festzuhalten. 

STUDIENGANG MASKENBILD – THEATER UND FILM
Bachelor- und Master-Ausstellung

Eröffnung
Fr 8. März 2019, 18 bis 21.30 Uhr

Weitere Termine
9., 10., 15., 16. und 17. März 2019, jeweils 18 bis 21.30 Uhr

Akademietheater
Eintritt frei

Bachelor-Studierende 
Martin Knoll, Michèle Knuth, Cornelia Schlinger und Viktoria Stieber
Master-Studentin 
Tony Schmoll

Theaterakademie August Everding und Hochschule für Musik und Theater München mit dem Studiengang Maskenbild – Theater und Film (Leitung: Prof. Verena Effenberg)