Diversität

Diversität

Die Theaterakademie August Everding ist Arbeits- und Ausbildungsstätte sowie ein Begegnungsort.  Wir sind eine Gemeinschaft von Personen mit unterschiedlicher ethnischer, kultureller oder sozialer Herkunft, verschieden in Weltanschauung, körperlicher und seelischer Beschaffenheit, Alter, Geschlecht oder sexueller Identität und Orientierung. Gemeinsam versuchen wir, einen Ort zu schaffen, in dem sich Körper in ihrer Vielfalt begegnen, sich Menschen in ihrer Verschiedenartigkeit einbringen und ihre Perspektiven in gegenseitigem Respekt mit- und gegeneinander austauschen können.   

Gelebte Diversität bereichert unsere Zusammenarbeit in hohem Maße. Sie erst ermöglicht Begegnung, Kreativität und Entwicklung. Sie schafft einen Ort der Auseinandersetzung mit und der Verhandlung von gesellschaftlich und politisch relevanten Themen, ermöglicht es, neue Wege jenseits vorherrschender Strukturen zu finden. Voraussetzung hierfür ist Aufgeschlossenheit, Konfliktfähigkeit und Neugier.

Als Theaterakademie wollen wir der Pluralität der Gesellschaft Rechnung tragen, um zukunftsfähig zu bleiben und kulturpolitische Prozesse aktiv mitzugestalten. Theater muss nicht nur kanonische, sondern auch marginalisierte Perspektiven und Erfahrungen berücksichtigen, wenn es der Vielfalt der Gesellschaft Ausdruck verleihen will. So kann Theater Möglichkeiten des Zusammenlebens entwerfen und performativ erproben.

Als Lehr- und Lerntheater bietet die Theaterakademie einen geschützten Arbeits- und Ausbildungsraum für die persönliche und künstlerische Entwicklung. Unser Ziel ist es eine Diversitätsstrategie zu entwickeln, in der Diskriminierungsfreiheit, Geschlechtergerechtigkeit, Gleichstellung und Familienfreundlichkeit für alle Mitglieder gegeben sind.

Basis unserer künstlerischen Zusammenarbeit kann nur der wechselseitige Austausch und das respektvolle Interesse sein. Durch die aktive Förderung von Diversität können alle Mitglieder der Theaterakademie und die Institution als Ganzes ihr Potential entfalten und ihrer Verantwortung für die Gesellschaft gerecht werden.

Statements Studierender

Fnot Taddese
Studiengang Schauspiel


"Diversität bedeutet für mich Geschichte und der daraus resultierende Wunsch nach einer Zukunft, in der Gleichberechtigung die Norm ist. Eine Zukunft, in der Vielfalt gefördert und der Blick auf die Welt geweitet wird. Diversität bedeutet für mich Freiheit und das Recht, Mensch sein zu dürfen.

Aufgrund meines äußeren Erscheinungsbildes bin ich dazu gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen. Das ist eine Auseinandersetzung, um die ich sehr froh bin, denn sie ermöglicht mir, verschiedene Perspektiven wahrzunehmen und zu verstehen. Ich darf dazulernen und immer wieder erkennen, wie groß die Welt eigentlich ist."

Jacoba Barber-Rozema
Master-Studiengang Musiktheater/Operngesang


"Der größte Teil des Standardrepertoires ist aus einer Perspektive erzählt – einer weißen, männlichen, heterosexuellen und cisgender Perspektive. Die Gesellschaft lernt, wächst und verändert sich durch das Erzählen von Geschichten und der Weg nach vorne besteht darin, Perspektiven zu zeigen, die bisher unterrepräsentiert waren."

Danai Simantiri
Studiengang Musical


"In unserer Gesellschaft herrschen rasante Veränderungen. Die Sprache, die wichtigen Themen, die Prioritäten ändern sich in einem Tempo, das nicht unbedingt nachvollziehbar ist. Und wir versuchen zu folgen, wollen noch mehr verändern.

Was bedeutet also Diversität für mich in diesem Tempo? Wahrnehmung. Der Versuch offen zu bleiben, in Bezug auf das Fremde. Nein, ich verstehe nicht alles, aber ich versuche, mich zu informieren und mich weiterzuentwickeln.

Und sonst? Na, Probieren geht über Studieren. In der Akademie könnte man diesen geschützten Raum schaffen (und hat man teilweise schon geschaffen). Einen Raum, in dem neue Formen von Theater entwickelt werden, sei es Schauspiel, Musical oder Musiktheater. Wo Klassik eine Verbindung zur Gegenwart findet und wir – eine neue Generation von Darsteller:innen – nicht nur die Kunst der Vergangenheit bedienen, die vielleicht immer noch Geld verdient, aber nichts fördert, sondern auch diese rasante Veränderung der Gesellschaft auf der Bühne miterleben.

Ja, wir werden scheitern. Aber was ist die Kunst, wenn nicht der Erfolg nach dem Scheitern?"

Johannes Hebsacker
Master-Studiengang Dramaturgie


"Vielfalt im (Musik-)Theater muss auch dessen Form betreffen! Die Idee eines Opernkanons, wie wir sie heute Spielzeit für Spielzeit reproduzieren, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Können Klassiker Fragen unserer Gegenwart beantworten? Ganz egal, wie jemand zu dieser Frage steht – sie dürfen nicht die einzigen Antworten bleiben.

Vielfalt im (Musik-)Theater muss auch dessen Form betreffen!

In der Oper werden in den meisten Fällen Stücke gezeigt. Sie beruhen auf (dialogischen) Texten mit Musik, die sich irgendwann mal jemand ausgedacht hat. Wenn (Musik-)Theaterhäuser neue Perspektiven bisher ungehörter Künstler:innen zulassen, neue Ideen davon, was Theater eigentlich ist und sein kann, wie es funktioniert – nur dann wird auch ihr Publikum heterogener."

Emily Hehl
Studiengang Regie
über ihre Erfahrungen aus dem Workshop Unconscious Bias mit Tonic Theatre


"Wie kann ich meine eigenen unbewussten Urteile, meine „Unconscious Bias“, erkennen und damit Entscheidungen im Umgang mit Menschen bewusster treffen? Denn meine eigenen Erfahrungen sind zunächst einmal die wichtigsten Referenzpunkte, wenn ich Entscheidungen fälle – sei es im privaten Umfeld oder im beruflichen Alltag. Doch viele dieser scheinbaren Entscheidungen unterliegen unbewussten Prozessen, die ich im normalen Tagesablauf nicht bemerke.

Das sind grundlegende Überlebensmechanismen des Körpers – gute Erlebnisse werden an einen bestimmten Menschen geknüpft, schlechte ebenfalls – und in neuen Situationen wendet das Gehirn diese Erfahrungen an. Doch wie kann ich genau diesen Vorgang umgehen, um nicht unbewusst von einer Person auf die andere zu schließen?

Eine Antwort darauf ist: Zeit. Umgehen kann man die Vorgänge zwar nicht ganz, aber ich kann sie mir bewusster machen. Indem ich mir Zeit nehme und Entscheidungsprozesse entschleunige, um die eigenen Gedankenverläufe besser nachzuvollziehen."


Arbeitsgemeinschaft gegen Machtmissbrauch, Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Gewalt (ARGE)

Die Theaterakademie August Everding fördert die gleichberechtigte Zusammenarbeit von weiblichen, männlichen und nichtbinären Personen auf allen Funktionsebenen in Studium, Lehre, Kunst, Forschung und Dienstleistung. Sie tritt aktiv gegen Machtmissbrauch, jedwede Art der Diskriminierung und Benachteiligung, sexuelle Belästigung und Gewalt gegenüber Studierenden, Mitarbeitenden sowie Dozierenden ein.

Weitere Infos hier


INTERNATIONALES

Der Austausch und die Zusammenarbeit mit internationalen Hochschulen ist der Theaterakademie August Everding ein besonderes Anliegen. Im Fokus steht die gemeinsame Vision, Nachwuchskünstler:innen die Möglichkeit zu bieten, neue Erfahrungen jenseits ihres Studienalltags zu machen, dadurch ihre eigenen Grenzen auszuloten, auf produktive Weise auszuweiten und sich gezielt international zu vernetzen.

Mehr Informationen zu den internationalen Projekten und Netzwerken der Theaterakademie unter: www.theaterakademie.de/studium/internationales.


Solidarität mit der Ukraine

Wir alle, die unter dem Dach der Theaterakademie August Everding lernen, lehren und arbeiten, sind erschüttert und wütend über den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gelten den Opfern dieses Krieges in der Ukraine wie auch den Leidtragenden der russischen Zivilbevölkerung, die sich gegen Putins zerstörerischen Angriff stellen. Unsere Gedanken sind bei den Menschen, die in der Ukraine und auf der Flucht in diesen Tagen unvorstellbarem Leid ausgesetzt werden. Und wir bewundern den Mut derer, die unter Gefahr des eigenen Lebens für Demokratie und Menschenrechte in Russland demonstrieren.

Wir fordern ein sofortiges Ende der kriegerischen Angriffe vonseiten der russischen Regierung, welche die Demokratie, den Frieden und die Freiheit in der ganzen Welt bedrohen. Wir fordern die politisch Verantwortlichen und alle Mitbürger:innen dazu auf, solidarische Hilfe für die Menschen zu leisten, die in diesen Tagen unmittelbar betroffen sind durch die Folgen von Krieg und Flucht. Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden, bis der Frieden wieder hergestellt ist. Als Künstler:innen und Theatermacher:innen rufen wir dazu auf, die Leidtragenden dieses völkerrechtswidrigen Angriffskriegs und damit Menschenleben und Menschenrechte vor allen anderen Interessen ins Zentrum diplomatischer Verhandlungen zu stellen.